Seit März 2014 besitze ich die BahnCard 100 und möchte (u.a. auch für mich zur "Erinnerung") auflisten, wie und wohin ich mit dem Zug gefahren bin. Außerdem möchte ich auf diesen Seiten interessante Fakten zur und rund um die Anhalter Bahn, auf der ich fast täglich mit dem Zug zwischen Berlin und Halle pendle, zusammentragen.

Montag, 10. November 2014

Tagebauseeen entlang der Anhalter Bahn

Im folgenden sollen alle gefluteten Tagebaugruben vorgestellt werden, die sich kurz vor und kurz nach Bitterfeld entlang der Anhalter Bahn befinden. Vom Zugfenster sieht man leider nur zwei von ihnen: den Gröberner See und den Tagebausee Serbitz - dies soll also auch als Einladung verstanden werden, in Bitterfeld einmal auszusteigen.


Bergwitzsee
Im Jahre 1905 wurde am Bahnhof Bergwitz eine Brikettfabrik eröffnet. Um ihr Brennstoffe zu liefern, wurde 1908 mit der Ausbaggerung neben dem Bahnhof begonnen. Aus der Grube entstand der Tagebau Bergwitz. Er diente später dem Elektrizitätswerk Zsornewitz. Zwischen dem Werk und dem Tagebau eine Grubenbahn erbaut.  Nach dem Krieg wurde die Bergwitzer Brikettfabrik demontiert und in die Sowjetunion gebracht. Erst 1948 konnte zumindest der Tagebau wieder in Betrieb genommen werden. Der Abbau wurde aber bereits 1955 wieder eingestellt. Ab den 1960er Jahren wurde der Tagebau mit Grundwasser geflutet.  Der Bergwitzsee ist heute etwa 1,700 qkm groß. Heute ist er Badesee mit ausgezeichneter Wasserqualität. Seit 1991 findet im See alljährlich ein Triathlon statt. Am Ufer führt - neben der Anhalter Bahn - auch der Europaradweg R1 entlang.

Gremminer See 
Der Gremminer See ist auch unter dem Namen Ferropolissee bekannt, da sich auf einer Halbinsel im See das Konzertgelände und das Freilichtmuseum Ferropolis befindet.
Im Jahre 1958 wurde der Tagebau Golda-Nord begonnen, zwischen 1961 und 1964 wurden die ersten Kohlen an die Kraftwerke Zsornewitz und Vockerode geliefert. Kurz nach der Wende waren die Braunkohlevorkommen erschöpft, 1991 wurde der Tagebau Golpa-Nord stillgelegt. Im Jahr 2000 wurde mit der Flutung des Tagebaus begonnen, die in diesen Tagen abgeschlossen sein wird. Nicht mehr genutzte Bagger und Tagebaumaschinen wurden zurückgelassen und stehen nun als Museumsstücke auf der Ferropolis-Festivalfläche.

Gröberner See
Die ersten Abbaumaßnahmen wurden bereits während des Zweiten Weltkriegs bei Gröbern gestartet. Damals hieß der Tagebau noch "Barbara", nach der Schutzpatronin der Bergleute. Offiziell wurde der Tagebau Gröbern aber erst im Jahre 1983 eingerichtet. Im Jahre 1987 wurden dann erstmals die Kraftwerke Zsornewitz und Vockerode mit Braunkohlen beliefert. Die Stilllegung des Tagebaus und der beiden Kraftwerke erfolgte zwischen 1993 und 1997, die Flutung des Tagebaus mit Wasser aus der Mulde begann 2001 und wurde vor kurzem abgeschlossen.


Grüner See (Muldenstein)
Auch der kleine Grüne See bei Muldenstein ist ein gefluteter Teil eines Braunkohle-Aufschlusses 1a des stillgelegten Tagebaus Muldenstein. Die Grube wurde bereits zu DDR-Zeiten geflutet und dient heute als Angelgewässer.

Muldestausee
Die Kohlevorräte des Bitterfelder Tagebaus Goitzsche waren im Jahre 1975 erschöpft. Man wollte das Abbaugebiet erweitern, und musste dafür den Flusslauf der Mulde verlegen. Auf der "Route" des neuen Flusslaufs lag der ehemalige Tagebau Muldenstein. Kurzerhand wurde beschlossen, die Mulde direkt durch den alten Tagebau zu führen, der somit bis März 1976 geflutet wurde - der Muldestausee entstand.

Großer Goitzschesee
Die "Goitzsche" oder der "Bernsteinsee", wie die Bitterfelder ihren Haussee auch nennen, liegt eigentlich schon einige Kilometer von der Anhalter Bahn entfernt, der geflutete Tagebau soll aber der Vollständigkeit halber an dieser Stelle erwähnt werden. Neben der Braunkohle wurde hier in den Restlöchern Bitterfeld-Niemeck und Mühlbeck auch Bernstein abgebaut. Im Gegensatz zu den anderen bereits vorgestellten Gewässern ist hier das Baden und Wassersport in dem zwischen 1997 und 2002 gefluteten See erlaubt und wird sogar aktiv beworben. Es gibt auch ein Strandbad und eine Seepromenade. Es lohnt sich also - vor allem in den Sommermonaten - mal in Bitterfeld auszusteigen und quer durch die Innenstadt zur Goitzsche herüber zuspazieren.

Roitzscher Grube
Aus dem 65 ha großen Restloch des Braunkohltagebaus "Theodor" ist in den vergangenen Seen die Roitzscher Grube geworden. Besonders bei Anglern ist die geflutete Grube sehr beliebt. Der Tagebau Theodor wurde 1908 von der Chemiefabrik Grißheim-Elektron eröffnet, ab 1912 kam der erste große Schaufelbagger für den Abbau zum Einsatz. Der Abbau wurde 1930 eingestellt, seitdem konnte Grundwasser in die Grube fließen.

Kiessandtagebau Serbitz
Der Tagebausee Serbitz ist der jüngste der Seen entlang der Anhalter Bahn. Für einen Kiestagebau der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH wurde 1994 direkt neben der Bahnstrecke ein großer Tagebau ausgegraben. Die Abbaugrube befindet sich - ebenso wie die Anhalter Bahn auf diesem Teilstück - im Bundesland Sachsen. Auf dem Gelände des Tagebaus fanden in den 1990er Jahren vielfältige archäologische Grabungen statt, über die ein kurzer Artikel berichtet. Baden und Wassersport sind im Tagebausee, der sich auch nach der Blutung im Besitz der Baustoffegesellschaft befindet, verboten.